Es ist vermutlich einfacher die Leute zu überzeugen den Staubsauger als Fitnessgerät zu brauchen als das Velo im Alltag zu nutzen und so nebenbei noch fit zu bleiben. Das tönt vielleicht etwas schräg daneben, aber es gibt gute Gründe zu diesem Schluss zu kommen.

In den letzten Wochen waren wir stark auf unserer näheren Umgebung begrenzt. Spazieren im Wald, im Quartier war wieder in. Mit dem Mountainbike konnte der Aktionsradius beträchtlich erweitert werden. Alte Fahrräder wurden wieder aus dem Keller geholt und viele neue e-Moutainbikes gekauft. Damit wird das Biken ohne all zu grosse Anstrengung zum Fun Faktor. Sporttreiben mit dem Fahrrad ist jetzt wieder in. In den Wäldern sind bei diesem schönen und trockenen Frühlingswetter die kleinsten Pfade zu ausgefahrenen Pisten geworden. Da kommt mit dem e-Motörli ein bisschen Motocrossfieling auf und das sogar mit gutem Gewissen – die sind ja umweltfreundlich, diese e-Bikes! Nach dem Spass werden die Fahrräder im Keller verstaut und die Batterien wieder geladen.

Da der Oberkörper aber noch etwas Krafttraining braucht, setzt sich der heutige Sportler jetzt ins Auto und fährt zum gezielten Muskelaufbau ins Fitness-Center.

Der Kühlschrank lehrt sich in Zeiten von „Bleiben Sie zu Hause“ auch schneller und muss nachgefüllt werden. Das geht am bequemsten mit dem Auto – denn zwei Einkaufstaschen passen so gut in den Kofferraum und von der Garage geht es ohne Anstrengung mit dem Lift in die Wohnung.

In unserer Gesellschaft ist das Auto das massgebende Verkehrsmittel. Regional hat das Velo aber durchwegs noch viel potential.

Alles beginnt im Kopf

Wenn wir uns der im Laufe der Zeit angeeigneten Gewohnheiten bewusst werden und die im Lockdown gemachten Erfahrungen nutzen, so können wir Freizeitspass, Sport und Alltag kombinieren. So nutzen wir das Velo als Altags(sport)gerät ohne Komforteinbusse.

Sich draussen an der frischen Luft bewegen ist gesund und birgt weniger Risiken sich mit Coronavieren zu infizieren. Das geht mit den heutigen eBikes ja kräfteschonend auch wenn es auf dem Heimweg etwas bergauf geht. Ein Gepäckträger und zwei Körblein können viel transportieren. Regionale Produkte auf dem Hof direkt mit dem Velo abholen bringt uns in Kontakt mit den Produzenten. So kombinieren wir Fitnesstraining und Einkauf mit einem erholsamen Ausflug. Auf dem Weg ins Dorf noch schnell die beiden Weinflaschen vom Wochenende beim Bahnhof in den Glascontainer entsorgen ist kein grosser Umweg.

Mit em Velo is Dorf – go poschte, go käffälä uf de Märt, is Fitness uf Bsuech, i’d Beiz, go schaffe.

Am 13. Juni 9-12 rufen die Grünen Wald auf zum kommunalen Velotag. Holt euer Fahrrad, Drahtesel, E-Bike oder Tandem hervor, schmückt es und kommt damit ins Dorf.

Wer nicht mit dem Velo im Dorf ist, bleibt meiner Vermutung nach zu Hause, nimmt den Stausauger zur Hand und treibt „Haushaltssport“. Einmal auf dem Bauch liegend unter dem Bett saugen oder im Kopfstand mit den Füssen das Rohr halten – Das sind die coolen alles sagenden Post auf Facebook und Instagram.

Am Samstag wird es mehr Leute beim Staubsaugersport treiben haben als Alltags-Velofahrer mit geschmückten Velos im Dorf – was wetten wir?

Markus Gwerder